Als „Gefangenendilemma“ beschreibt man das geradezu philosophische Problem, dass das, was für alle gemeinsam sicher das Beste wäre, für die Einzelne durchaus riskant und von Nachteil sein kann. Oft wird dies mit dem seltsamen Phänomen illustiert, dass wenige WärterInnen tausende Gefangene am Ausbruch aus einem Lager hindern können, obwohl, wenn alle zugleich losstürmen würden, sie die WärterInnen mit Leichtigkeit und vertretbaren Verlusten überwinden könnten.

Ein Beispiel aus der Klimawandel-Diskussion kann den ökologischen Zusammenhang illustrieren:

Man versetze sich in die Lage einer AnrainerIn eines Flusses, der immer öfter und stärkere Überschwemmungen verursacht. Es besteht unbestritten Handlungs­bedarf, und die AnwohnerIn muss in ihre sichere Zukunft investieren. Sie ist tatsächlich bereit ihr Haus um teures Geld heben zu lassen und auf Betonstelzen zu stellen.
Dies ist, global gesehen, völliger Unsinn. Um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken ist es notwendig CO2-Emissionen zu reduzieren. So wäre es sicher günstiger, die AnwohnerIn würde das gleiche Geld in die Wärmeisolierung des Hauses investieren um so den Energieverbrauch und damit den CO2 Ausstoß zu senken. Damit wäre ein echter Beitrag zur Lösung des Problems geleistet.

Folgt die AnwohnerIn aber diesem gut gemeinten ökologischen Rat, dann kann eine für sie günstige Wirkung (weniger Überschwemmungen) erst dann eintreten, wenn sehr viele andere ebenfalls ihre CO2 Emissionen reduzieren und selbst dann erst in einigen Jahrzehnten.

Stellt sie ihr Haus dagegen auf Stelzen, dann wird ihre global gesehen „sinnlose“ Maßnahme bereits beim nächsten Hochwasser „Wirkung“ zeigen, unabhängig von den Handlungen der anderen. Diese Form von Eigensinn gilt für jede Gemeinde, jede Firma, jeden Staat leider in gleichem Maß.

Kein Wunder, dass Symptombekämpfung und nicht Ursachenbehebung die nahe liegendere Option ist, bei den KonsumentInnen wie in der Weltpolitik. Die andere Welt ist möglich.