Lyrik zum Nachdenken

Einer würgte mich von hinten.
Ich war wehrlos, ich konnte meine Hände nicht freimachen.
Ich versuchte mich umzudrehen.
Aber es gelang nur so weit, um zu sehen, dass hinter meinem Würger noch jemand stand.
Als ich es ein zweites Mal versuchte, konnte ich erkennen, dass auch mein Würger gewürgt wurde.
Und dieser Würgerwürger wurde ebenfalls von einem hinter ihm Stehenden gewürgt.
Dahinter sah man noch weitere und alle hatten einander am Würgegriff.
Ich war entsetzt.
Aber dann merkte ich, warum ich mich nicht wehren konnte.
Meine Hände hatten meinen Vordermann von hinten am Hals umschlungen und würgten darauflos.

Helmut Seethaler, Zettelpoet

Wohin mit mir
Ist eine Welt zu denken
eine Zeit in die ich passen würde
Niemand da, den ich fragen könnte.
Das ist die Antwort

Christa Wolf

Die klugen Bäume haben
auffallend oft bittere Früchte
da sie es verstehen,
sich unnütz zu machen.
Die klugen Menschen haben
auffallend oft unnütze Gefühle.
Gefühle die sich nicht eignen
für öffentliche Aufgaben

Lars Gustafson